Redaktionelle KI-Richtlinien DER STANDARD

Dieser Leitfaden gilt für alle Medienmitarbeiter:innen, die an der inhaltlichen redaktionellen Gestaltung des STANDARD journalistisch mitwirken.

Einleitung

Als innovatives Medienunternehmen setzen wir Künstliche Intelligenz (KI) ein, damit redaktionelle Inhalte effizienter für unterschiedliche Ausspielwege aufbereitet werden. KI-Tools nutzen wir, um unsere Arbeitsabläufe zu erleichtern, zu beschleunigen, zu verbessern sowie unsere Produktpalette auszuweiten. Unser Qualitätsjournalismus soll dadurch eine Ergänzung erfahren. Der Mensch steht im Mittelpunkt des STANDARD-Journalismus. Alle Redakteur:innen werden motiviert, sich aktiv mit den Möglichkeiten von KI-Tools auseinanderzusetzen. Dafür führen wir einen offenen Austausch mit unseren Mitarbeiter:innen, Nutzer:innen und anderen Medien über unseren Einsatz von KI-Technologien und bieten sichere Nutzungsmöglichkeiten.

Veröffentlichung

DER STANDARD gewährleistet, dass Leser:innen stets auf die Echtheit der von der Redaktion veröffentlichten Texte, Audios, Bilder und Videos vertrauen können. Künstliche Intelligenz neigt dazu, Informationen zu „halluzinieren“, also Fakten zu verfälschen oder mit Fiktion zu vermischen. Dies geschieht oft aufgrund unzureichender oder unvollständiger Trainingsdaten.
Wir stellen sicher, dass KI-generierte Inhalte unseren Qualitätsansprüchen und journalistischen Standards entsprechen. Wenn wir KI-Anwendungen einführen oder entwickeln, schaffen wir von Beginn an menschliche und technische Kontrollmechanismen, um deren Ergebnisse zu überwachen.
Im Regelbetrieb muss gewährleistet sein, dass ein Mensch vor Veröffentlichung eingreifen kann, bei dem die finale Verantwortung liegt.
Experimente können – entsprechend gekennzeichnet – zeitlich begrenzt ohne umfangreiche Implementierungsarbeiten durchgeführt werden. Redaktionsbeirat und Chefredaktion beschließen Ausnahmen, bei denen eine Prüfbarkeit nicht gewährleistet sein muss, vorab einvernehmlich und überprüfen die Ergebnisse laufend.

Transparenz

Um das Vertrauen in den STANDARD zu gewährleisten und zu stärken, ist Transparenz wichtig – insbesondere im Umgang mit KI. Wir informieren unser Publikum darüber, wann, wie und warum wir KI in der Redaktion einsetzen. Sollten redaktionelle Inhalte von KI bearbeitet oder erstellt werden, muss dies ausgeschildert werden. Sofern KI uns dabei unterstützt, Inhalte zu recherchieren oder zu verarbeiten, verzichten wir auf eine Kennzeichnung.

Texte

Wir verwenden KI-Software als Werkzeug zur Unterstützung unserer journalistischen Arbeit, etwa um Ideen, Zugänge und Inspirationen für Texte zu finden, diese zu editieren oder auch zur Recherche. Bei Recherchen gilt: Wir glauben der KI keine Fakten, wir prüfen alles.

Bilder

Fotojournalistische Bilder sind frei von inhaltsverändernden Eingriffen. Wenn wir über KI-generierte Fake-Fotos berichten, die den Eindruck eines fotojournalistischen Bildes erzeugen sollen, kennzeichnen wir diese. Illustrationen, die wir mit KI-Tools erstellen, kennzeichnen wir ebenfalls.
Diese Illustrationen werden von der Fotoredaktion, dem Grafik- oder Bildbearbeitungsteam freigegeben.
KI-Bildgeneratoren können dazu neigen, Stereotype zu reproduzieren. Wir prüfen die von dieser Software erstellten Inhalte deshalb besonders kritisch und achten darauf, dass die von uns veröffentlichten Bilder möglichst frei von Diskriminierung sind und keine Realität vortäuschen.
Wir verwenden zur Erzeugung von KI-Bildern in Abstimmung mit der IT- und Rechtsabteilung nur Software, die kommerzielle Nutzung erlaubt. Und wir drängen vertraglich darauf, dass uns Bildagenturen, deren Fotos und Illustrationen wir übernehmen, keine ungekennzeichneten KI-generierten Bilder und Illustrationen zur Verfügung stellen.

Audio und Video

Wir setzen KI-Tools ein, um unsere gestalterischen Möglichkeiten zu erweitern oder um Texte auf unserer Website maschinell vorlesen zu lassen.
Der Einsatz von KI darf niemals die Glaubwürdigkeit unserer journalistischen Inhalte negativ beeinflussen, beziehungsweise unsere Interviewpartner:innen diskreditieren oder deren Stimme verfremden. Moderationen und Interviews inszenieren wir nicht mit synthetischen Stimmen – außer es geschieht im Kontext und zur Demonstration technischer Möglichkeiten. KI-generierte Moderator:innen, die journalistische Inhalte wiedergeben, schließen wir aus.
In der nachrichtlichen Berichterstattung verwendet der STANDARD keine Audios, die es in der Realität nicht gibt, die aber den Eindruck erwecken könnten, sie wären ein Abbild der Realität. Wir kommunizieren den Einsatz von KI an unsere Nutzer:innen, sofern dieser über eine rein technische Bearbeitung hinausgeht.

Datenjournalismus

Wir verwenden im datenjournalistischen Kontext KI-Tools zur Analyse, Visualisierung und Überprüfung. Eine sorgfältige Kontrolle des auf diese Weise erstellten methodischen Rahmens ist verpflichtend.
Im Fall komplexer, KI-gestützter Recherchen – insbesondere im Bereich der Datenaufbereitung – informiert DER STANDARD sein Publikum über die eingesetzten Recherchemethoden. Dabei werden die verwendeten Technologien sowie die zugrunde liegenden Quellen in geeigneter Form offengelegt.

Tools, Koordination und Weiterbildung

Für Alltagsfragen in der Anwendung gibt es in der Redaktion Ansprechpersonen. Allen Redaktionsmitgliedern steht für Fragen und Hinweise zur KI eine entsprechende Teams-Gruppe zur Verfügung.
Die medienethischen Implikationen von KI-Tools, unsere Verwendung von KI und auch dieser KI-Leitfaden werden regelmäßig evaluiert, da die Entwicklung rasant voranschreitet.


Wien, 26. September 2025