Was wird aus Europa?

Europa ist mehr als die Europäische Union, aber die Europäische Union symbolisiert „Europa“ vielleicht mehr als irgendetwas sonst. Es ist die wichtigste politische „Wahlverwandtschaft“. Mittlerweile gehören 28 Länder zu diesem Staatenverbund, der in den vergangenen Jahren enorme Probleme bewältigen musste: die existenziellen Folgen der Finanzkrise, die in Debatten über einen drohenden „Grexit“, das mögliche Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone, gipfelten, oder die Flüchtlingsbewegung, die mehr Handlungsunfähigkeit und Entsolidarisierung zutage brachte, als viele wahrhaben wollten.

Europa und seine Institutionen waren extrem gefordert, oft überfordert. Zugleich ist „Europa“ – gemeint sind immer die Institutionen der Europäischen Union – ein beliebter Sündenbock für nationale Politik. Schuld ist dann „Brüssel“. So entstand in vielen Ländern eine EU-skeptische Stimmung in der Bevölkerung, oft von einzelnen Parteien noch zusätzlich angeheizt und instrumentalisiert.

Jetzt steht die EU vor einer echten Zerreißprobe. Zwar lautet der Wahlspruch der Union „In Vielfalt vereint“, aber diese friedensbringende und wirtschaftsfördernde Einigkeit in der Vielfalt steht so real wie nie zuvor auf dem Spiel. Das Gespenst, das herumgeistert, heißt „Brexit“. Es steht für einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Am 23. Juni wird die britische Bevölkerung im Rahmen eines Referendums über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU abstimmen. Was würde ein Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union bedeuten – für das Land selbst, aber auch für die EU und deren Mitgliedsstaaten? Könnte ein Brexit eine Sogwirkung entwickeln, der sich auch andere Länder anschließen? Hat die Union die Kraft, sich selbst zu erneuern, um krisenfester und handlungsfähiger zu werden?

DER STANDARD nimmt das britische EU-Austrittsreferendum zum Anlass für eine Schwerpunktausgabe, in der über Europa und seine Zukunft nachgedacht werden soll. Es soll eine „europäische“ Schwerpunktausgabe werden. „In Vielfalt vereint“ werden in dieser Ausgabe vor allem Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus den EU-Ländern Europa und die EU literarisch aus ihrer jeweils eigenen Perspektive beschreiben und analysieren.

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